Lesezeichen
Die unzähligen Back- und Kochbücher in deutschen Küchenschränken verbergen ein wiederkehrendes Motiv: Während man in Romanen und Sachbüchern schöne selbstgebastelte oder geschenkte Lesezeichen nutzt, und vor allem ja nur eines benötigt um den Lesefortschritt zu markieren, so fallen einem beim Durchblättern eines meist schon abgegriffenen Backbuchs mehrere leere Backpulver-, Vanillezucker- oder sonstige Tütchen entgegen. Sie markieren die liebsten und besten Rezepte, mit Erinnerungen verknüpfte Backwaren, die eng an familiäre Beziehungen geknüpft sind. Bei Haushaltsauflösungen, Flohmärkten, Büchertauschschränken und ähnlichem kommen die utilitaristischen Lesezeichen zu Tage. Hier fehlen jedoch die emotionalen Bezüge, die man nur mehr erahnen kann. Bei diesen Arbeiten werden sie, wie Zeugnisse einer Alltagsarchäologie, fein säuberlich in ehemaligen Insektenschaukästen aufgereiht, nach unterschiedlichen Gesichtspunkten sortiert. Über all die Jahrzehnte hat sich, deutlich ablesbar, das Design immer wieder geändert. Nicht jedoch die scheinbare Notwendigkeit der Zutat. Ein weiterer Aspekt, der beim Aufreihen der Tütchen auffällt: Die Art und Weise wie die Tütchen geöffnet wurden. Manche sind aufgerissen, bei manchen davon findet sich der Abriss noch im Tütchen. Manche werden aufgeschnitten, manche nur angerissen. Einzelne werden sogar an der Klebestelle geöffnet, so dass alles am Stück bleibt. Die Arbeiten geben in einer naturwissenschaftlich anmutenden, alltagsarchäologischen Herangehensweise einen Einblick in Design- und Nutzungsgeschichte dieser kleinen Alltagsobjekte und verweisen auf individuelle Vorlieben und Herangehensweisen.