Täglich Tittenfieber
Egal, wie laut die neuesten Blockbusterproduktionen tönen, die Blütezeit des Kinos ist vorbei. Beginnend mit den 1980er Jahren, als Videotheken und heimische Abspielgeräte populär wurden, bis zur Dominanz heutiger Streaminganbieter schlossen viele Lichtspielhäuser ihre Pforten. Manche suchten neue Wege, etwa, in dem sie ich pornografischen Inhalten widmeten. Doch auch den Pornokinos erging es schließlich nicht anders. Spätestens mit Internetflatrates in den 2000er Jahren wurden sie immer weniger frequentiert. Die wenigen Gäste, die dort einen Fetisch befriedigen oder sich sicher fühlen konnten, reichten nicht aus, um die Schließung zu verhindern.
Begonnen wurde die Fotoserie 2009, damals noch nicht wissend, dass sie ein Abgesang auf das Atlantikkino in Karlsruhe werden sollte. Immer vom gleichen Standpunkt auf der gegenüberliegenden Seite der Kaiserallee und immer im gleichen Bildausschnitt wurde jede Woche das aktuelle Programm abgelichtet. Die Serie endete unerwartet schnell als die Steckbuchstaben, die früher vielleicht auch einmal Titel wie "Die Geierwally" oder "Das Spukschloss im Spessart" angekündigt hatten, vom Kinobetreiber abmontiert wurden, um nie wieder aufgehängt zu werden. Die deutlich verblichenen Filmplakate und zeigefreudigen Damenportraits verschwanden in der Altpapiertonne. Einige Wochen hingen noch die leeren Montageleisten der Beschilderung, eh sie einer neuen Beschriftung für ein Spielkasino weichen mussten.