Peter Liptaus Kunst lässt sich als alltagarchäologische Spurensuche bezeichnen. Er sammelt Motive und Belege deutscher (Konsum-)Geschichten, die mitunter unscheinbar wirken, die jedoch ein kollektives Bildgedächtnis anrühren.
Dies passiert etwa, wenn er alte Kochbücher durchforstet, um Backpulver- und Vanillezuckertütchen zu sammeln, die dort ihren Dienst als Lesezeichen vollbracht haben. Fein säuberlich in ausgedienten Insektenkästen aufgepinnt, richtet er den Blick der Betrachter:innen auf etwas, das sehr vielen Deutschen bekannt ist, ohne dass diese es je genau reflektiert hätten. Hier werden persönliche und Designgeschichten erzählt und Motive präsentiert, die man als typisch deutsch bezeichnen würde.

Doch was ist typisch deutsch? Welche Motive und Szenen haben sich in unseren Fotoalben und in unseren Köpfen festgesetzt? Diese Fragen können als Schaffenstrieb der Arbeiten Liptaus betrachtet werden. Es braucht dabei nicht viel, um in den Köpfen vieler deutscher Betrachter:innen Erinnerungen zu wecken: Kristallaschenbecher, Schautafeln ehemaliger Gasthöfe, Spitzendeckchen. All diese Motive haben einen leicht nostalgischen Unterton. Die Reaktionen des Publikums sind zweiteilig. Der Wiedererkennungswert und die Verknüpfung der Motive mit der eigenen Erinnerung sorgen erst einmal für Erheiterung. Im Subtext, der sich bei genauerer Betrachtung erschließt, stellt Liptau jedoch auch (kritische) Fragen nach Konsumverhalten, kultureller Identität und Gewohnheiten, die zum Teil bröckeln und sich auflösen, zum Teil aber noch unser aktuelles Verhalten prägen. Wenn Liptau beispielsweise mit Präzision unzählige Hackfleischabbildungen in Werbeprospekten ausschneidet, dann porträtiert er damit auch einen Wandel der Bedeutung von Fleisch in der deutschen Gesellschaft.

Kern der Kunst Liptaus ist die Suche nach übergreifenden Bildmustern. Er portraitiert und karikiert deutsche Vergangenheiten. Mit alltagsarchäologischem Feinsinn und archivarischem Gespür sammelt er die kleinen, oft unscheinbar wirkenden Belege der Epochen und gibt ihnen in Form von Kunstwerken eine neue Präsenz.